Kira Marie Cremer ist Dozentin, Host des Podcasts New Work Now und Autorin von „New Work – Wie arbeiten wir in Zukunft?“. Als eine der bekanntesten New Work Stimmen auf LinkedIn hat sie sich zum Ziel gesetzt, die Arbeitswelt von morgen mitzugestalten. Durch ihre vielfältigen Aktivitäten trägt sie dazu bei, das Bewusstsein für die Bedeutung von New Work zu schärfen und Menschen zu motivieren, Veränderungen anzustreben.
Kira Maries Mission ist es, die Entwicklung der Arbeitswelt positiv zu beeinflussen, Menschen zu ermöglichen, ihre Leidenschaft zum Beruf zu machen und ihre Learnings zu teilen. Darüber hinaus spricht sie offen über ihre Depression, mentale Gesundheit und gibt Tipps und Tricks, damit andere Menschen diese Erfahrung nicht machen müssen.
- New Work definiert: Erfüllung durch Weiterentwicklung der Arbeit
- Arbeitsmodelle der Zukunft: Flexibilität als Schlüssel
- Das Pflastersyndrom: Oberflächliche Lösungen vermeiden
Thomas Kohler:
Heutiger Gast, Kira Marie Cremer.
Was bedeutet denn für dich glücklich sein im Sinne von Arbeit?
Kira Marie Cremer:
Ich würde es gar nicht so trennen nur im Sinne von Arbeit. Denn Arbeit und Privatleben vermischt sich immer mehr. Besonders bei mir als Selbstständige, ich glaube, du kennst es auch, man vermischt irgendwie immer mehr Arbeit und Privatleben, als es vielleicht klassisch Angestellte tun. Was ich aber auch ganz schön finde. Deswegen würde ich nicht nur sagen, Glück während der Arbeit, sondern für mich bedingt sich das komplett. Also, ich definiere Glück so, dass ich eine gesunde Balance habe zwischen Arbeit und Privat. Und auch mal meine Arbeitszeit so umlegen kann, dass ich Privates in den Vordergrund rücken kann und priorisieren kann. Dann aber auch wiederum so Zeit habe für Fokusarbeit.
Also mir ist es auch ganz wichtig, dass ich jetzt nicht zwingend einen kompletten Alltag hab, dass ich nicht von 9 to 5 da sitze. Besonders als Selbstständige kann man sich öfter mehr den Freiraum nehmen. Und dass ich diese Flexibilität habe, diese Freiheit habe, wie du es gerade auch schon gesagt hast, eine gewisse Selbstverantwortung auch. Und das definiert für mich Glück. Also wirklich, manche würden sagen Work-Life-Balance, Ich mag das Wort nicht mehr so gerne. Aber einfach eine gewisse Balance zwischen all den Dingen, die einen so umtreiben.
Thomas Kohler:
Die Kira macht richtig viel. Autorin, Dozentin, Podcast-Host, zweimal HR-Top-Voice bei Personio. Wir haben über Ihr Buch gesprochen und den Inhalt, also New Work, was das für Sie bedeutet, wie Arbeit in Zukunft aussehen kann, worauf es ankommt, wenn man balanciert arbeiten möchte als Individuum oder als Person, aber auch als Firma, was man dafür machen kann. Wir haben über Vor- und Nachteile gesprochen. Ich habe auch meine Perspektive geteilt. War eine super Episode, also hört rein. Ist eine sehr aufgeweckte, energetische Folge geworden.
Hi Kira, freut mich, dass wir endlich den Podcast machen können. Wir wollten den ja schon damals zu deinem Buchrelease machen, allerdings war der People Factor Podcast dann nur auf Englisch verfügbar. Das hat sich ja jetzt geändert. Dann habe ich sofort wieder an dich gedacht, dass ich mir gedacht habe, hey, die Episode müssen wir unbedingt aufnehmen. Jetzt sind wir hier. Wir haben uns kennengelernt über die Annika, macht auch Podcast in Hamburg und haben dort einen Dinner gemeinsam veranstaltet. Und lustigerweise war das, glaube ich, das einzige Dinner, wo ich selbst nur einen Gast eingeladen habe. Das war die Annika. Und den Rest hat sie aufgefüllt. Da habe ich mir gedacht, ja, warum nicht? Und so haben wir uns kennengelernt. Vielleicht stellst du dich mal kurz vor und dann starten wir rein.
Kira Marie Cremer:
Klar, super, gerne. Vielen Dank für die Einladung. Ich freue mich immer, in Podcasts zu Gast zu sein. Ich bin zwar Podcast-Host, aber dann noch mal die andere Perspektive ab und zu einzunehmen, finde ich immer ganz schön. Deswegen freue ich mich, dass ich bei dir zu Gast sein darf. Und wie gesagt, Ich bin Podcast-Host von New Work Now. Das ist ein Podcast in Zusammenarbeit mit der Funke Mediengruppe. Der kommt jede Woche dienstags raus.
Wir sprechen über New Work, all die Dinge, die sich entwickeln in der Arbeitswelt. Also innovative Best Practices gibt es da. Es gibt aber auch inspirierende Geschichten von einzelnen Persönlichkeiten. Also ich glaube, da ist für jeden und jede was dabei. Und ansonsten bin ich noch Autorin. Du hast es eben gesagt, mein Buch, das ist am 26.04. Rausgekommen, hat auch was mit New Work zu tun. Also all das, was ich mache, hat die New Work Flagge inne quasi.
Das heißt New Work, wie arbeiten wir in Zukunft? Das ist so ein hundertseitiges Buch, also wirklich kurz und knapp. Das reißt an, was New Work ist, gibt einen guten Überblick über all die Branchen, die es betrifft, natürlich alle Branchen. Viele denken immer, es ist mehr so ein White-Color-Bereich, der New Work umsetzen kann. Aber es betrifft alle Branchen. Und deswegen war mir dieses Buch so wichtig, auch allen Branchen mal ein Heads-up zu geben, worum geht es denn überhaupt bei New Work. Und ich bin außerdem noch Dozentin an der Tomorrow University für New Work and Organizational Psychology. Also, ja, ich würde sagen, ich bin umtriebig auch noch bei LinkedIn unterwegs, bei Instagram, habe jetzt ein Newsletter und im Podcast. Also ich glaube, wenn man New Work googelt oder sich darum Bemüht, sich da etwas weiterzubilden, dann darf ich dann auch immer mal wieder auftauchen. Und das freut mich.
Thomas Kohler:
Wenn du New Work in einem Satz definieren müsstest, wie würdest du das machen?
Kira Marie Cremer:
Ja, ich habe während des Schreibprozesses gemerkt, dass … Also Es gibt ja keine einheitliche Definition für New Work. Das einmal vorab. Der Begründer von New Work, Friedhjof Bergman, hat das Ende der 80er ins Leben gerufen. Das ist schon sehr alt, was viele nicht wissen. Aber es gibt keine Einheitsdefinition. Ich habe in meinem Buch eine mit auf den Weg gegeben, die jeder und jede nutzen darf. Die nutze ich auch sehr gerne, weil ich während des Schreibprozesses gemerkt hab, okay, die Definition passt ganz gut. Die heißt, New Work entwickelt Arbeit weiter, sodass wir erfülltere Menschen werden.
Also, es geht gar nicht so stark, was alle immer denken, Homeoffice, die Viertagewoche oder was auch immer noch unter der New Work Flagge gedacht wird, wie zum Beispiel Work-Life-Balance oder so was, sondern es geht einfach darum, dass wir etwas glücklicher und erfüllter bei der Arbeit sind. Und so darf sich die Arbeitswelt weiterentwickeln.
Thomas Kohler:
Macht Sinn. Finde ich eine schöne Definition. Danke. Für mich bedeutet das, eine gewisse Freiheit zu haben, aber auch bieten zu können. Und Freiheit bekommt man aus meiner Sicht durch Selbstverantwortung. Und dafür steht, ich glaube, PeopleWise und eine andere Firma, Remove, sehr stark dafür, dass wir im Grunde genommen sehr zielorientiert unterwegs sind, gewisse Ergebnisse erreichen wollen und dann aber auch rein von der Flexibilität sehr stark darauf achten, dass das Ergebnis im übergeordneten Sinne steht. Und wie man dort hinkommt, ist eher zweitrangig. Natürlich gibt es auch Grenzen, aber der Freiraum steht dann im Vordergrund.
Ich bin seitdem sehr, sehr, sehr glücklich. Ich hatte auch schon mal einen Job bzw. Auch Phasen im Leben, wo man eher so in ein Modell gezwängt wurde, das einem so übergestellt wird, wie zum Beispiel Schule oder einfach nur arbeiten und dann regelmäßig ins Office gehen für Tätigkeiten, die vielleicht manchmal gar nicht so sinnvoll waren. Das macht schon etwas auch mit der Lust am Arbeiten, mit dem, wie man sich glaube ich entfalten kann. Was bedeutete für dich glücklich sein im Sinne von Arbeit?
Kira Marie Cremer:
Ich würde es gar nicht so trennen, nur im Sinne von Arbeit. Arbeit und Privatleben vermischt sich immer mehr. Besonders bei mir als Selbstständige, ich glaube, du kennst es auch, man vermischt irgendwie immer mehr Arbeit und Privatleben, als es vielleicht klassisch Angestellte tun. Was ich aber auch ganz schön finde. Deswegen würde ich nicht nur sagen, Glück während der Arbeit, sondern für mich bedingt sich das komplett. Also, ich definiere Glück so, dass ich eine gesunde Balance habe zwischen Arbeit und Privat. Und auch mal meine Arbeitszeit so umlegen kann, dass ich Privates in den Vordergrund rücken kann und priorisieren kann. Dann aber auch wiederum so Zeit habe für Fokusarbeit.
Also, mir ist es auch ganz wichtig, dass ich jetzt nicht zwingend einen kompletten Alltag hab, dass ich nicht von 9 to 5 da sitze. Besonders als Selbstständige kann man sich ja öftermals mehr den Freiraum nehmen. Und dass ich diese Flexibilität habe, diese Freiheit habe, wie du es gerade auch schon gesagt hast, eine gewisse Selbstverantwortung auch. Und das definiert für mich Glück. Also wirklich Manche würden sagen Work-Life-Balance, ich mag das Wort nicht mehr so gerne. Aber einfach eine gewisse Balance zwischen all den Dingen, die einen so umtreiben.
Thomas Kohler:
Ja, finde ich gut. Ich gehe auch sehr gerne, da merke ich das immer, wie privilegiert ich mich dabei auch fühle, wenn ich zum Beispiel mit Freunden oder Kollegen, die das auch haben, diese Möglichkeit, einfach mal unter der Woche zum Mittag Tennis spielen gehe. Ja. Weil da sind auch die Tennisplätze jetzt vor allem frei. Die sind ja ab 17, 18 Uhr, wo die meisten Zeit haben, hast einfach keine Chance. Oder zum Beispiel, wenn man ins Gym geht oder so, wenn man das einfach zum Mittag in Ruhe macht oder so vielleicht 11 Uhr, 13 Uhr oder 14 Uhr, wo die meisten vielleicht in Meetings sitzen, kann man vielleicht in der Früh aufstehen und einmal durcharbeiten? Und dann aber die Zeit auch so nutzen, wenn man es sich einteilen kann, wie es einem am besten passt.
Kira Marie Cremer:
Total. Ich gehe auch super gerne tagsüber ins Fitnessstudio, weil abends oder morgens ist es dann doch super voll und man kann sich so über den Tag dann auch mal so vielleicht die Geräte schnappen, die sonst immer belegt sind. Ich rede beispielsweise von einem Hip-Thrust, den immer alle Girls belegen abends oder morgens. Und der tagsüber dann nicht so viel genutzt wird. Deswegen, das ist schon ganz cool. Und ja, aber auch so Sachen wie zum Beispiel, sind wir grade in Dänemark auf Vacation. Und natürlich hab ich heute meine festen Termine. Ich hatte heute einen kleinen Call-Marathon heute Nachmittag.
Du bist jetzt mein letzter Termin heute.” Und dann zwischenzeitlich aber auch noch mal zu sagen, ich muss jetzt gerade diese Arbeit, die nicht zwingend sein muss, nicht machen. Ich kann die auch sein lassen, damit wir zum Strand fahren können. Man ist ja schon sehr, sehr frei. Und ich finde, das ist natürlich auch bei einer Selbstständigkeit hat man wahrscheinlich mehr Freiheit als bei einem Angestellten-Dasein. Aber dass wir dahin kommen, dass ein Angestellten-Dasein auch eine gewisse Freiheit und Flexibilität haben darf, das ist so auch mein Ziel, indem ich bei LinkedIn, Instagram, einem Podcast oder meinem Newsletter aufkläre, wie andere es schon wirklich vorbildlich und innovativ tun.
Thomas Kohler:
Das hast du angesprochen, auch jetzt gerade, dass man einfach sich mal so die Zeit rausnehmen kann und wenn etwas jetzt vielleicht nicht so wichtig ist, dass man das einfach vielleicht depriorisiert. Ich finde, worüber man vielleicht auch gar nicht so oft dahingehend redet, ist, das muss man sich aber auch leisten können, weil Freiraum zu haben ist ja schön, aber wenn man dadurch halt signifikante Einschränkungen im Lebensstandard hat, weil einfach das Einkommen dadurch beeinflusst ist, dann ist es ja auch gar nicht mehr so schön. Das heißt, man muss ja irgendwie einen Weg finden, dass man rein vom finanziellen Income dadurch nicht stark beeinträchtigt ist, weil mit mehr Freiraum gibt man ja in der Regel auch etwas mehr aus, als wenn man jetzt keine Zeit hat, Geld auszugeben. Wie siehst du denn das jetzt vielleicht für Selbstständige? Es ist ein bisschen anders. Ja, da kann man sich das, glaube ich, schon sehr gut gestalten über ein klares Offering, über gute Kunden und dort eine gute Beziehung, dass man halt im Grunde genommen eine Dienstleistung hat, die auch einen gewissen Gegenwert hat und dadurch halt auch einen gewissen Preis und sich das rechtfertigt. Aber wenn man jetzt zum Beispiel angestellt ist, wie könnte man denn da so Freiraum bekommen und trotzdem vielleicht nicht zu starke finanzielle Einbußungen haben.
Kira Marie Cremer:
Ja, das ist ein sehr guter Punkt. Es gibt den Ansatz von New Pay. Da waren auch schon mal die Begründer in meinem Podcast zu Gast. Auch ein total interessantes Modell. Und da geht es ja auch darum, mehr den Fokus auf Ergebnisorientierung zu legen als jetzt auf abgeleistete Stunden. Und es ist auch ein Mindset-Thema. Das heißt, wir müssten in unserem Mindset auch verändern, dass wir diese Gedanken haben, okay, jemand, der jetzt morgens früh ins Office kommt und lange bleibt, der ist automatisch mehr wert fürs Unternehmen, weil er oder sie viel mehr leistet. Und ja, es sind viele Stunden, aber leistet er oder sie wirklich mehr als eine Person, die vielleicht kürzer bleibt.
Weil die Person, die kürzer bleibt, vielleicht effizientere Tools nutzt, oder einfach schneller ist in dem, was die Person tut. Und da auch noch mal das Mindset hinunterfragen und vielleicht auch solche Sätze sein zu lassen wie, oh, Heute nur halber Tag, wenn jemand mal 16 Uhr anstatt 17 Uhr geht. Also, das ist schon ganz wichtig. Und gleichzeitig, das hab ich jetzt auch, ich stell jetzt zwei Minijobberinnen ein bei mir, noch mal im Team, und da ist es ja so, ich hab ja eine gewisse Nachweispflicht als Arbeitgeberin, dass ich schon eine Stundennachfassung liefern kann. Das heißt, die müssen schon eine Stundenliste führen. Und das finde ich so schade, weil das wieder das rückwirkend macht, was wir eigentlich predigen, nämlich diese Ergebnisseorientierung und diese Leistungsorientierung und nicht, dass wir uns mehr auf die Stunden fokussieren. Und das ist so schade, weil wenn wir diese Stundenanzahl nicht hätten, dann könnten wir sagen, okay, ihr kriegt pauschal einen Betrag im Monat und das wird von euch erwartet, wann ihr das macht, wie ihr das macht, I don’t care. Und das würde ich auch voll gerne tun als Arbeitgeberin, aber es funktioniert nicht, weil wir diese Nachfleischpflicht haben.
Und das ist so schade, Da würde ich mir gerne noch mehr Support vom Staat wünschen, dass man da eine gewisse Freiheit hat und eine gewisse Flexibilität auch den Arbeitgebern und Arbeitgeberinnen ermöglicht, sodass die Mitarbeitenden besser geführt werden können und sich vielleicht auch ein Ticken freier fühlen. Aber was man als Mitarbeiter oder Mitarbeiterin schon tun kann, ist, dass man kommuniziert, wie ist mein eigener Biorhythmus? Also, wann bin ich produktiv? Wie arbeite ich am besten? Und es gibt auch so Fragen in meinem Buch, also jedes Kapitel hat so drei Fragen am Ende des Kapitels, was nochmal so die eigene, das eigene Mindset hinterfragt und das eigene Innerwork antreibt. Weil New Work ist auch ganz, ganz viel Eigenarbeit, was wir tun müssen. Was eine Mindsetveränderung ist, was aber auch so ein Ding ist, okay, wir müssen Verantwortung übernehmen, wir müssen für uns selber einstehen. Wenn ich selber als Mitarbeiterin jetzt nicht kommuniziere, wann ich am besten arbeite, woher soll meine Führungskraft das dann wissen? Das heißt, so eine gewisse Eigenverantwortung an den Tag zu legen, das können alle Mitarbeitenden auf jeden Fall schon tun.
Thomas Kohler:
Und Biorhythmus, das ist ein sehr schönes Wort. Worauf kommt es denn darauf an? Also wenn ich jetzt nur an mich so denke, dann geht es mir am besten, wenn ich am Vortag früh schlafen ging, so zwischen 10, halb 11 würde ich mal sagen. Dann wach werde so gegen 7, hat man geschlafen, vorher vielleicht noch gespotelt oder regelmäßig gespotelt, auf gar keinen Fall Alkohol oder so getrunken. Dann in der Früh entweder gleich gespotelt wieder oder eine lange Session gehabt, wo man wirklich etwas abarbeitet und man merkt, man hat was schon erreicht in den Tag. Und dann kann es gerne so ab 11 Uhr, 12 Uhr, vielleicht 13 Uhr erst nach einem gesunden Essen mit Terminen losgehen. Und dann hört man irgendwann auf, wenn man fertig ist. Manchmal kann es 8 Uhr sein, manchmal kann es 2 Uhr sein, von mir aus. Und je nach Wetter kann man ja dann draußen die Zeit verbringen oder was anderes machen. Also da denke ich so ein bisschen an mich. Und vielleicht viel Wasser trinken, wenig Kaffee und gut essen. Nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig. Würde das reichen?
Kira Marie Cremer:
Ja, das, was du jetzt beschrieben hast, funktioniert für dich supergut. Für mich beispielsweise nicht, weil ich superkreativ am Abend bin. Ich weiß, dass ich Fokusarbeit supergut abends abarbeiten kann. Ist natürlich immer so eine Frage. Ich hab jetzt auch einen Mann, man möchte abends was unternehmen oder mit Freundinnen sich treffen. Das muss man vielleicht schon mal priorisieren. Die Arbeit sollte nicht über allem stehen. Aber dass man dann auch weiß, okay, ich bin jetzt morgens vor elf beispielsweise nicht so, dass ich sage, ich mache jetzt hier Podcastaufnahmen.
Ich habe es mittlerweile zum Beispiel bei mir so gemacht, dass ich montags und freitags gar keine Termine habe, weil ich dann die Tage habe, mich in Sachen reinzudenken. Oder auch so große To-dos abarbeiten zu können. Und unter der Woche mach ich auch erst nach 14 Uhr Termine. Weil ich vormittags einfach jetzt nicht so… Fokussiert sein kann, so präsent sein kann. Ich werd dann lieber vormittags so ein paar Dinge noch abarbeiten. Oder vielleicht mal mit dem Hund eine längere Runde spazieren gehen. Also mir so eine gewisse Flexibilität auch schaffen. Und das können auch Führungskräfte, da können Führungskräfte darauf achten, Indem sie auch sagen, okay, wann seid ihr denn, oder wie sieht euer Tagesablauf aus? Manche bringen ihre Kinder in den Kindergarten, in die Schule, wo auch immer hin, und haben jetzt vielleicht nicht Zeit, morgens 8 Uhr in einem Jour-Fix zu sitzen.
Und da auch noch mal nachzugucken, was ist so der Rhythmus von den Mitarbeitenden. Wann macht es vielleicht Sinn, eine gewisse Kernarbeitszeit zu haben? Aber muss die wirklich von beispielsweise 10 bis 17 Uhr sein? Kenn ich auch einen Fall. Die Person hat Kernarbeitszeit von 10 bis 17 Uhr. Also, sorry, warum muss ich sieben Stunden wirklich, ja, eine gewisse Zeit haben, in der ich immer erreichbar bin? Sondern kann es Oder immer für Meetings da bin, kann es nicht auch sein, wenn man diese Kernarbeitszeit vielleicht von zwölf bis 15 Uhr macht, ja? Oder zwölf bis 16 Uhr. Oder Termine erst mal so gegen Mittag, Nachmittag macht. Also, ich finde, da darf man auch mal mehr gucken. Oder gibt es vielleicht auch einen Tag, wo man gar keine Termine macht? Wo man so einen terminfreien Tag hat. Du kennst es vielleicht von dir selber, du machst so einen Termin, der zieht dich aus allem raus.
Selbst wenn du nur einen Termin am Tag hast, denkst du dir, ich kann jetzt gar nicht so tief in Sachen reindenken, die vielleicht ein paar Stunden dauern, weil ich habe ja nachher noch den Termin und dann muss ich mich wieder unterbrechen. Und das ist so ein Thema, da können alle Beteiligten einfach nochmal mehr darauf achten, was das Thema Produktivität angeht.
Thomas Kohler:
Ja, bin ich voll bei dir und finde ich gut. Also bei mir gibt es eigentlich in der Regel vor 11 Uhr auch keine Meetings, teilweise vor 13 Uhr nicht an gewissen Tagen. Was ich immer versuche, abzuwägen, inwiefern ist Freiheit und tut einem gut auf alle Fälle toll, wichtig. Aber auf der anderen Seite ist es auch wichtig, glaube ich, zu fragen, wie sehr schränkt das manchmal vielleicht auch ein. Und ich finde es auch manchmal schön, wenn man so richtig überfordert durchschrubbt, ein paar Tage, vielleicht sogar Wochen, vielleicht geht es sogar ein, zwei Monate so, weil es sich dann oft auch meistens lohnt oder es vielleicht wirklich notwendig ist. Und das ist dann auch ein Gefühl von Freude, Befriedigung, aber halt anders, ja, nicht so balanciert, würde man vielleicht sagen. Sehr unausgeglichen ist es dann. Aber das finde ich genauso schön.
Und da bin ich auch sehr stark phasenweise unterwegs. Und die nächste Frage, die ich mir dort oft stelle, inwiefern kann man Freiheit und auch Reliability verknüpfen und wo hat man so ein Mittelmaß gefunden, wo es wirklich beides irgendwie maximal passt? Und wo ist das eine vielleicht aber zu viel oder das andere? Dass man sagt, okay, es gibt vielleicht zu sehr Einschränkungen in der Reliability, wenn man zu viel Freiheit gibt, aber es gibt vielleicht auch zu viele Einschränkungen in der Freiheit, wenn man alles darauf drillt, dass man jetzt von 10 bis 18 Uhr oder 17 Uhr auf dem Laptop sitzen muss. Wieso bringt das manchmal wirklich? Aber dafür könnte man zum Beispiel laut Vertrag gewisse SLAs an Kunden, wenn man im Beratungsgeschäft oder was weiß ich wo ist, liefern. Ja, ich glaube, gar nicht so einfach, das immer allen recht zu machen und das zu modellieren. Ich glaube, individuell kann das irgendwie jeder für sich hinbekommen, aber das zu modellieren, das irgendwie in einem System für alle passt, finde ich super schwierig.
Kira Marie Cremer:
Auf jeden Fall.
Thomas Kohler:
Da würde gleich das nächste Thema kommen. Arbeitsmodelle. Ich hatte gestern gerade wieder in München so ein CIO-Dinner und dann haben wir auch diskutiert. Was ist jetzt so das passende Arbeitsmodell. Amazon und einige Gründer, Exekutive, sagen, fünf Tage zurück ins Office, das macht man jetzt, weil das ist gerade so ein bisschen vielleicht gerade ein Trend. Viele sind es einfach nicht mehr gewohnt. Wie siehst du das? Welche Arbeitsmodelle kennst du? Hast du vielleicht Geschichten, Beispiele dazu, wo etwas besser oder schlechter funktioniert? Das ist, glaube ich, immer super relevant für die Hörer und Hörerinnen.
Kira Marie Cremer:
Auf jeden Fall. Also erst mal vorab gesagt, das kommt natürlich immer auf das Individuum an. Also die Beispiele, die ich jetzt nenne, das kann sein, dass das für euch, liebe Zuhörenden, funktioniert. Es kann aber auch sein, dass das für euch nicht funktioniert. Es ist ganz, ganz viel Learning by Doing. Und auch einfach mal ausprobieren. Ich glaube, wir zerdenken immer so viel und wollen zu allem wissenschaftliche Daten haben, Zahlen, Daten, Fakten, bevor wir etwas testen. Und das ist so schade, weil dadurch auch sehr viel Stillstand herrscht, wo gar kein Stillstand sein müsste.
Also von daher einfach mal sich trauen und mal ausprobieren. Und klar, es gibt so Arbeitsmodelle wie beispielsweise, ist man angestellt und selbstständig? Das war ich auch zeitweise. Also erst mal drei Jahre war ich das ungefähr. Und dann jetzt noch mal dieses Jahr vier Monate. Oder viereinhalb ungefähr. Und es hat für mich sehr gut funktioniert, weil ich eine gewisse Sicherheit hatte. Also, auch eine finanzielle Sicherheit. Und dann aber auch eine Flexibilität in dem, was ich jetzt in der Selbstständigkeit noch machen wollte und was nicht.
Und da konnte ich mich total ausprobieren und auch mal vielleicht neue Projekte annehmen oder vielleicht mal, ja, das ausprobieren, was für mich interessant war, Weil ich wusste, im Hintergrund ist diese Sicherheit, diese finanzielle Sicherheit. Und für mich war immer klar, die Anstellung geht vor. Und das ist, glaube ich, auch ganz wichtig zu kommunizieren. Was es natürlich auch gibt, ist, dass man zusätzlich zu der 40-Stunden-Woche noch einen Job hat. Also zu einer Vollzeitanstellung noch einen Job. Also das machen auch einige, weil sie einfach entweder finanziell nicht über die Runden kommen oder vielleicht auch mal sich so austesten wollen. Das funktioniert auch. Es gibt die Möglichkeit, sich ja, Ob das jetzt, bei mir waren es drei Tage Anstellung und zwei Tage Selbstständigkeit.
Oder auch teilweise, weiß ich nicht, zehn, 15, 20 Stunden in der Woche anstellen zu lassen, selbstständig zu sein, gibt’s auch. Es gibt auch die Arbeitsmodelle vom Jobsharing. Das bedeutet, dass man Jobs teilt. Also beispielsweise hätten du und ich jetzt eine Jobposition inne, das wäre dann nicht so 50-50, sondern das wäre eher so ein, du hast 60-70 Prozent und ich auch 60-70 Prozent, also der Arbeitgeber zahlt ein bisschen drauf, aber man hat nochmal die Expertise und das Know-how und das Netzwerk von zwei Personen. Es gibt die Möglichkeit von Co-Leadership. Also es gibt ganz, ganz viele Möglichkeiten von Arbeitsmodellen. Und ich finde es so interessant, weil es wird, bin ich 100 Prozent sicher, auch in Zukunft weitere Arbeitsmodelle geben, die wir noch gar nicht kennen. Weil vor Corona hätte uns, glaube ich, jemand gesagt, ja, es gibt irgendwann Jobsharing, ihr werdet euch Jobs teilen.
Dann hätten die Leute wahrscheinlich gesagt, ja, da hast du nicht mehr alle. Also wie soll das denn überhaupt funktionieren? Und diese Pandemie, so kacke sie auch war, hat uns sehr viele Dinge gezeigt, die wir einfach nochmal machen können und die gut funktionieren. Und deswegen freue ich mich da sehr, nochmal in die Zukunft zu gucken und zu gucken, was sind so Arbeitsmodelle der Zukunft, die wir heute noch gar nicht kennen.
Thomas Kohler:
Sehr spannend. Und wie würdest du jetzt auf Work-Policies gehen, wenn du sagst, bist du eher … vielleicht gar nicht, was für dich jetzt interessanter ist, aber was siehst du, wenn Firmen Remote, Hybrid oder In-Office anbieten? Weil das ist ja oft so das Klassische, über das man diskutiert. Siehst du da Tendenzen? Hast du da Vor- und Nachteile? Siehst du dort Beispiele, wo etwas gut funktioniert? Weil die Arbeitsmodelle, die du jetzt gerade genannt hast, die finde ich super spannend, super wichtig. Die sind jetzt eher auf das Individuum ausgelegt. Aber wie würde man als Firma zum Beispiel oder als Unternehmen draufschauen?
Kira Marie Cremer:
Also du meinst eher, ob man ins Office geht oder nicht?
Thomas Kohler:
Zum Beispiel, ja.
Kira Marie Cremer:
Ja, genau. Ja, es gibt ja gerade diesen Trend von Return to Office, also dass viele große Unternehmen ihre Mitarbeitenden wieder zurück ins Büro beordern. Das ist ja oftmals auch schon vorgegeben. Das find ich ziemlich schade. Weil viele Personen während der letzten Jahre auch gemerkt haben, dass Homeoffice für sie cool ist, dass sie gerne reisen und von daraus arbeiten. Beispielsweise jetzt Workation machen wie ich gerade. Und dass das für viele einfach gut funktioniert. Und das finde ich so schade, dass das passiert.
Denn man nimmt vielen Menschen, die jetzt gemerkt haben, wie sie produktiver sein können und effizienter arbeiten, diese Möglichkeit. Und steckt sie wieder in diesen Käfig, in diesen Vorgefertigten. Das finde ich sehr schade, weil natürlich ist es wichtig, die Menschen wieder zurück ins Büro zu holen, weil man eine gewisse Kultur auch aufbauen muss als Unternehmen, damit man die Mitarbeitenden als Unternehmen bindet, damit man einen gewissen Austausch untereinander hat, keine Frage. Und das gelingt am besten, wenn man sich live vor Ort sieht. Aber müssen es wirklich fünf Tage in der Woche sein? Kann es nicht vielleicht einen Officetag geben in der Woche, wo alle wirklich da sind? Und die anderen Leute oder die Mitarbeitenden sind dann frei in den restlichen Tagen, ob sie ins Office kommen oder nicht. Natürlich mit einer gewissen Absprache, weil man auch genug Platz haben muss. Aber es gibt auch die Möglichkeit, Desksharing zu betreiben. Also gibt’s ganz, ganz viele tolle Möglichkeiten.
Und deswegen nur ins Office, da bin ich echt kein Fan von. Werde ich auch, glaub ich, nie werden. Aber so nur Homeoffice, auch schwierig. So eine Kombination, also Hybridarbeiten aus beidem, find ich toll, wenn man da auch den Mitarbeitenden sagt, deswegen kommt ihr ins Office. Und denen das noch mal mehr erklärt. Weil mit einer steigenden Selbstverantwortung geht auch ein steigender Informationsdrang einher. Das bedeutet, wenn ich mehr Verantwortung übernehmen soll auf der Arbeit, muss ich auch wissen, warum ich diese Verantwortung übernehme, wofür. Und diese Kommunikation, die vergessen viele Unternehmen. Und das ist meiner Ansicht nach einfach der Schlüssel zu allem, die richtige Kommunikation.
Thomas Kohler:
Bin ich froh bei dir. Klarheit ist dort definitiv von Vorteil. Eine letzte Frage, was ist das Pflaster-Syndrom?
Kira Marie Cremer:
Das Pflaster-Syndrom kann man in meinem Buch nachlesen. Das war so schön, das hat eine Podcast-Gästin mal in meinem Podcast gesagt. Und zwar geht es darum, wenn jetzt ein Unternehmen Probleme hat intern und man klebt quasi das Pflaster der vier-Tage-Woche drüber, weil man sagt, wir wollen jetzt Employer-Branding betreiben, und wenn wir vier-Tage-Woche anbieten, kommen mehr Mitarbeitende zu uns. Ja, das funktioniert vielleicht nach außen, löst aber nicht das Problem, dass es intern Probleme gibt. Weil wenn diese neuen Mitarbeitenden kommen ins Unternehmen, dann werden sie relativ schnell feststellen, es gibt intern Probleme und relativ schnell wieder gehen. Hat man eine hohe Fluktuation. Ob das der Sinn der Sache ist, weiß ich jetzt nicht. Deswegen ist es quasi, wenn du eine Wunde hast und du klebst einfach nur ein Pflaster drüber, ohne die jetzt vielleicht zu behandeln, dann löst das auch nicht das Problem.
Die Wunde wird wahrscheinlich eher zu einer längerfristigen Narbe. Wenn du das interne Problem im Unternehmen aber behandelst und nicht einfach nur ein Pflaster drüber klebt, sondern vielleicht die richtige Creme drauf packst, wie beispielsweise einen Workshop oder einen Impulsvortrag oder eine Teambuilding-Maßnahme, dann kann man natürlich im Nachgang auch dieses Pflaster drüber kleben. Aber man hat im ersten Sinne diese Wunde behandelt. Und es hat viel, viel mehr Strahlkraft auch nach außen, als jetzt nur so eine, beispielsweise vier Tage Woche, drüber zu kleben.
Thomas Kohler:
Das heißt, man muss einfach mal das Problem ganzheitlich verstehen, betrachten und dann am Ursprung lösen. Und oft geht das wahrscheinlich auch dahingehend mit wirklich committed Executive oder CEO-Entscheidungen, die abgesegnet sind, einher, damit man nicht nur so oberflächliche Probleme löst, sondern ganzheitlich.
Kira Marie Cremer:
Genau. Cool.
Thomas Kohler:
Ja, danke dir, Kira. Hat mich sehr gefreut. Und das Buch, wo kann man das kaufen? Amazon.
Kira Marie Cremer:
Überall, wo es Bücher gibt. Genau, genau.
Thomas Kohler:
Das heißt, eingetaucht, “New Work – Wie arbeiten wir in Zukunft?” von Kira Marie Cremer.
Kira Marie Cremer:
Richtig. That’s me.
Thomas Kohler:
Kaufen, lesen und empfehlen, oder?
Kira Marie Cremer:
Sehr, sehr gerne. Ich freue mich auch, wenn ihr im Podcast mal reinhört und wenn ihr LinkedIn und Instagram auch mal vorbeischaut. Einfach mal Hallo sagen, freue mich immer darüber. Den Newsletter abonnieren. Ich weiß nicht, wie du es machst, aber wir können auch gerne alle relevanten Links, ich habe so einen Linktree, in den Show Notes verlinken, dann könnt ihr überall mal vorbeischauen.
Thomas Kohler:
Das machen wir genau so. Danke dir und viel Spaß noch bei deiner Workation in Dänemark.
Kira Marie Cremer:
Danke, liebe Grüße, mach’s gut. Ciao!